Höchste Eisenbahn
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Streifzug durch das unbekannte Kabarett »Höchste Eisenbahn – eine Doku-Revue« in der Berliner WABE |
Ben Zimmermann greift tief in die Schatztruhe der Kabarettchansons
der 1920er und 30er Jahre und bringt Juwelen zum Klingen und Swingen, die bisher im Verborgenen blieben. Es sind fürs heutige Publi- kum vielfach »neue« Lieder, d. h. nicht die bekannten von Hollaender, Spoliansky und den «Comedian Harmonists«, welche Tim Fischer, Ute Lemper und Max Raabe bereits in den 1990er Jahren wieder ins Bewusstsein riefen.
Hinzu kommt Zimmermanns clevere Schöpfung der »Doku-Revue«, wie er seinen Abend nennt, mit der er die Chansons charmant in ihren zeitlichen Kontext bettet. Mit kleinen Erzählungen zwischen den Liedern holt der Sänger und Schauspieler das damalige Leben zurück und präsentiert lustige und traurige Begebenheiten der Zeit, die abseits eines trockenen Geschichtsunterrichts liegen.
Damit steht er ganz im Geiste Friedrich Hollaenders – sogar auf mehrfacher Ebene. Angefangen beim Titel »Höchste Eisenbahn«, der die Richtung angibt: Hollaender und das Kabarett der Weimarer Republik.
»Höchste Eisenbahn« hieß nämlich Hollaenders letzte Revue, die er 1932 auf die Bühne seines Tingel-Tangel- Theaters brachte. Wenig später drängte das, was in der Luft lag, ihn zur Umsetzung: Er musste schnellstmöglich aus Berlin fort und rettete sich in den nächsten Zug.
Auch Hollaenders Arbeiten waren nicht bloß Revuen, sondern »Kabarettrevuen«, ein Begriff, den er selbst prägte. Dieser weist auf ihren geistreichen, gesellschaftskritischen Anspruch hin, der stets mit Vergnügen gepaart war. Im Rausch der Revuen der Weimarer Jahre war es ratsam, sich zu positionieren.
Zimmermanns Revue ist ebenfalls intelligente Unterhaltung par excellence, die sich nahtlos in den Reigen des Genres einreiht. Zudem bleibt Zimmermann dem Wesen dieses Kabaretts treu und lässt Zeitkritik durchscheinen. So wählt er Chansons, die den historischen Bogen der damaligen Zeit humorvoll und nachdenklich reflektieren, aber auch unsere eigene Zeit im Blick haben. Dabei bilden er und Pianist Mark McNeill ein gut aufeinander abgestimmtes Team.
Die Reise beginnt mit Hollaenders Titelsong, in dem es heißt: »Denn keiner weiß, was morgen wird gescheh’n / und niemand kann die nächste Stunde seh’n. / Schon übermorgen kann sich alles dreh’n!« sowie »Gibt es noch immer Militärmusik? Immer noch den verfluchten Traum vom Krieg?«
Dann geht’s zu den Anfängen der Weimarer Republik samt Tumulten der Novemberrevolution und Erinnerungen an den Ersten Weltkrieg mit Hollaenders ›Fox Macabre‹ und ›Der Graben‹ von Kurt Tucholsky und Hanns Eisler. Dazwischen Heiteres wie ›Dada‹ von Fritz Löhner-Beda und Karl Hajos – nicht nur eine herrliche Wiederentdeckung, sondern auch kunstvoll vorgetragen. Spielerisch wird der Wechsel zwischen befremdlich-gebrochenen und melodisch- mitreißenden Rhythmen beeindruckend umgesetzt. Spaß gibt’s auch mit Curt Brys ›Die Sensation im Zoologischen Garten‹. Bry ist hier eine ganz besondere Ausgrabung. Im Kabarett Die Katakombe brillierte er in den 30er Jahren mit tagesaktuellen Liedern, die er komponierte und textete.Die Nazis zwangen ihn zur Emigration. Wie viele andere musste er sein Kabarett-Metier zurücklassen, überlebte jedoch in Amerika. Es ist Zimmermanns Verdienst, ihm wieder eine Stimme gegeben zu haben.
Dankbar ist man auch für ein paar Verse von Mascha Kaléko, deren geniale Gedichte meist unbeachtet in Büchern schlummern. Allerdings wäre hier eine klarere Trennung wünschenswert, denn die drei Gedichte, in einer Vertonung von Rainer Bielfeldt, scheinen zu einem Lied zu verschmelzen. Nach ihren ersten Erfolgen in Berlin, musste Kaléko sich in Amerika ebenfalls in einem Emigrantenleben zurechtfinden. Entsprechend skizzieren die folgenden Lieder Erfahrungen im Exil, darunter eines von Robert Gilbert und Hanns Eisler. Wer hätte gedacht, dass ihre Sehnsucht nach der Heimat so groß war, dass sie den ›Gruß an die Mark Brandenburg‹ schrieben? Besonders eindringlich ist Hollaenders ›Das Berg-und-Talbahn-Gefühl‹, in dem auf ›Reisen‹ die Angst als blinder Passagier stets mitfährt.
Zimmermanns musikalische Zeitreise ist ein Glücksfall. Seine Frische und unbändige Spielfreude bringen die kleinen, ausgeklügelten Kunstwerke von damals wieder zum Glänzen. Bis sein Programm wie- der live zu erleben ist, sei die CD dazu empfohlen.
Sabine Schereck blickpunkt musical 04/2022
A Trip Back To The 1920s: Ben Zimmermann’s
“Höchste Eisenbahn“ Album
Kevin Clarke
Operetta Research Center
7 June, 2022
This CD entitled Höchste Eisenbahn by actor Ben Zimmermann and pianist Mark McNeill is called a „Doku Revue der Goldenen 20er“. Which means it tries to take the listener back to the Weimar Republic and the politically complicated era just before
the Nazi takeover in January 1933.
Mr. Zimmermann has performed this song selection various times, and seeing him is astonishing because he’s a great actor who can communicate the emotional moods of these famous Friedrich Hollaender & Co. numbers well – with small gestures, a blink here, and a look there.
On record, where you don’t see him, the big plus is that he has a character voice and never tries to sing “pretty”. Instead, he sometimes just “talks” his way through the lyrics in a way that’s extremely effective. Because it makes you listen to the stories these songs tell.
Apart from Hollaender’s immortal “Höchste Eisenbahn“ – written just before he had to flee from Germany one of the last trains out – there are glorious titles by Fritz Grünbaum (with music by Peter Kreuder) such as “Der kleine Wolf aus Olmütz” and “Das alte Lied”. There’s also Leo Fall’s “Es war einmal ein Musikus” – that would recommend Mr. Zimmermann for any operetta production; he milks these lyrics to the max.
The there’s “Dada” by Karl Hajos, lyrics by Fritz Löhner-Beda, too. The sheet music cover to this is part of Evelin Förster’s new book Other wonders are the “Liebeslied eines Gymnasiallehrers” and “Sensation im zoologischen Garten“. In total, there are 16 tracks, recorded at the Sound&Song Studio Berlin in times of lockdowns and Corona.
Mark McNeill at the piano is miraculous… you can tell he’s worked with Adam Benzwi at Komische Oper. He has that nonchalant way of making a splash. And sticking to every syllable, molding to music to the lyrics. He can also produce an irresistible swing (surprisingly with Hollaender’s “Fox macabre” of all things, which is an interesting interpretation).
To order the CD you should write to Ben Zimmermann directly, or go to one of his upcoming CD presentations, e. g. on 26 June at WABE in Berlin. The album will be on sale there. And you can actually see Mr. Zimmermann and McNeill in the flesh… which is well worth it.
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TIP Berlin (04.02.2022)
... Mit viel Vitalität, Feingefühl und Humor schenkt Ben Zimmermann ihnen frischen Glanz...
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Premierenkritik (B.Z. 16.01.2020)
"Sound und Schicksale der Zwanziger Jahre"
Ein bemerkenswerter Abend mit Musik aus der Weimarer Republik in der Galerie „Under the Mango Tree“ – präsentiert vom singenden Schauspieler Ben Zimmermann und Mark McNeill am Klavier (von der Komischen Oper). Es gab einiges kaum bekanntes Material von Weill, Spoliansky, Hollaender u.a.. Plus Henry Love als weiblicher Komponistin. Ovationen sowie viele Zugaben. Und faszinierend erzählte Zeitgeschichte dazwischen."
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CD "Höchste Eisenbahn"
Die CD ist ab sofort erhältlich. Bitte schreiben Sie mir dazu eine Mail, damit ich sie Ihnen zuschicken kann. Preis 15€+Versand 2€ ben.zimmermann@hotmail.de
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RECORD RELEASE KONZERT :
26.06.2022 WABE BERLIN
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Konzert
MUTTER FOURAGE 14.05.2022, 19.30h, 20€
CHAUSSEESTR 15A, 14109 BERLIN
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Konzerte
Record Release Konzert!!!
26.6.2022 Wabe Berlin, https://www.wabe-berlin.info
24.03.2022 Ballhaus Wedding, https://www.ballhauswedding.de
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Ballhaus 24.03.2022
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29.01.2022 in der WABE Berlin
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